Zwei Monate mit TUXEDO OS – Eindrücke eines Linux-Veteranen
Ich bin seit Jahren Linux-Nutzer. Aber für diesen Test habe ich bewusst die Einsteiger-Perspektive eingenommen. Zwei Monate lang habe ich TUXEDO OS auf einem HP EliteBook als Daily Driver genutzt.
Installation & Setup
Der Calamares-Installer führt sauber durch die Installation, ohne zu überfordern. Besonders gut: Man kann bereits während der Installation zwischen X11 und Wayland wählen – das zeigt, dass TUXEDO sowohl traditionelle als auch moderne Nutzer im Blick hat.
WebFAI-System
TUXEDO bietet mit WebFAI ein Tool zur automatisierten Werksinstallation. Das funktioniert plattformübergreifend und bietet ein echtes Sicherheitsnetz:
- System auf Werkseinstellungen zurücksetzen
- Ohne Datenverlust reinstallieren
- Praktische Alternative zu kompletten Neuinstallationen
Für Einsteiger ist das Gold wert.
KDE Plasma out-of-the-box
TUXEDO hat die Standardeinstellungen so konfiguriert, dass man sofort produktiv werden kann.
Kein stundenlanges Anpassen von zehn Einstellungen gleichzeitig. Das System fühlt sich modern und responsive an, ohne dass man erst tweaken muss.
TUXEDO Control Center
Das ist das Killer-Feature. Keine kosmetische Oberfläche, sondern echte Hardware-Integration:
✅ Lüfterkurven anpassen
✅ CPU-Profile wechseln
✅ Tastaturbeleuchtung steuern
✅ Akku-Management (Ladelimit bei 80%)
Das ist echtes Engineering, nicht nur hübsches UI.
Ein kleines Ärgernis: Energy Management
TUXEDO nutzt eigenes Power-Management statt des Standard power-profiles-daemon. Das führt zu einer "nicht unterstützt"-Warnung im Batterie-Widget.
Funktional ist alles in Ordnung, aber für Einsteiger verwirrend. Hier sollte TUXEDO nachbessern.
Update-Modell
Das hybride Release-Modell balanciert:
- Kontinuierliche Software-Updates
- Stabile Basis
- Kein aggressives Rolling Release
Das ist genau richtig für produktive Systeme.
Usability-Herausforderungen mit KDE
Als langjähriger GNOME-Nutzer sind mir ein paar Integrationslücken aufgefallen:
1Password
Erkennt Sleep-States nicht automatisch. Man muss sich nach dem Aufwachen erneut entsperren.
Virtuelle Desktops
Leere Workspaces werden nicht automatisch entfernt. GNOME macht das besser.
GPG-Key-Integration
Die Integration mit dem System-Keyring funktioniert nicht richtig. Ich musste GPG-Key-Passphrasen komplett entfernen, um vernünftig arbeiten zu können.
Das ist ein Sicherheits-Kompromiss, den ich eingehen musste.
Fazit
TUXEDO OS fühlt sich an wie ein fertiges Produkt – kuratiert, technisch solide, mit klarem Fokus auf Alltagstauglichkeit.
Was gut ist
✅ Installation und Setup
✅ TUXEDO Control Center (Hardware-Integration)
✅ Vernünftige KDE-Standardeinstellungen
✅ Wartungsarm und zuverlässig
Was besser sein könnte
⚠️ Energy-Management-Warnung verwirrt Einsteiger
⚠️ KDE-Integration hat Lücken (1Password, GPG)
Für wen ist TUXEDO OS?
Du solltest TUXEDO OS nutzen, wenn:
- Du ein zuverlässiges, wartungsarmes System willst
- Du KDE Plasma magst, aber nicht tweaken willst
- Du TUXEDO-Hardware kaufen möchtest
Du solltest was anderes nutzen, wenn:
- Du GNOME bevorzugst
- Du Rolling Release willst (dann nimm Arch/Fedora)
- Du maximale Anpassungsfähigkeit brauchst
Mein Plan: Ich werde mir Ende 2025 TUXEDO-Hardware kaufen. Das System hat mich überzeugt.
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